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Eine weitere unserer zentralen Thesen lautet, daß sich das Zeitalter der politischen Parteien unwiderruflich seinem Ende zuneigt. Diese These mag zunächst überraschen, denn scheinbar haben die Parteien die Macht und damit das Staatswesen BRD fester im Griff denn je. Nichts geht ohne Parteien, das Parteibuch ist längst wichtiger geworden als nachgewiesene Sachkenntnis und Kompetenz, wenn es um Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft geht. Kaum eine gesellschaftliche Nische oder Struktur bleibt vom allgegenwärtigen Parteienfilz verschont. Überall, so hat man unwillkürlich den Eindruck, lauert der vielarmige Krake mit dem Namen "etablierte" oder "demokratische Parteien". Ob es um die Farbgebung oder Größe von Mülltonnen geht, ob man umweltbewußte Bürger mittels des berüchtigten "Grünen Punktes" zum Narren hält, ob deutschen Mietern zugunsten parasitärer Asylanten die Wohnung gekündigt wird oder ob Helmut K. und dessen "Spezi" Hans-Dietrich G. schon mal dem mörderischen US-Imperialismus 12 Milliarden Deutschmark "wg. Golfkrieg" in den Rachen werfen, so scheint dies alles und noch viel mehr ohne die Beteiligung "unserer" Parteien nicht abzugehen. Mit anderen Worten, es gibt keine gesellschaftliche Entwicklung, keinen halbwegs relevanten Prozeß, bei dem die Parteien nicht in irgendeiner Weise mitwursteln und natürlich mitkassieren. Fehlen hingegen die Parteien bzw deren Vertreter irgendwann einmal, so deutet dies nur auf die völlige Bedeutungslosigkeit jenes Vorgangs hin, denn die Parteien, ihre Mitglieder und Funktionsträger sind das Schmieröl, sind die Zahnräder, die das am Laufen, am Funktionieren halten, was wir so liebevoll unsere "FDGO" nennen.

Die Parteien als Instrumente der Machterhaltung

Die leicht ironische Einführung zu diesem Aufsatz machte bereits hinreichend deutlich, was die Hauptfunktion der etablierten Parteien ist. Sie sind - ganz im Gegensatz zu dem, was wir im Sozialkundeunterricht zu hören bekamen - keineswegs dazu da, um Macht zu erobern, nein, ihre Aufgabe ist es allein, die in den Parteien versammelten Bonzen und Funktionäre an den Futtertrögen der Macht zu halten; das bedeutet nichts anderes, als daß das politische System, das den aktuellen Inhabern von Macht, Geld und Einfluß eben dieses ermöglichte, um jeden Preis erhalten werden muß. Die Parteien erwiesen sich nun im Lauf der Zeit als die idealen Transmissionsriemen der herrschenden Klasse, um das gemeine Volk möglichst widerspruchslos am Gängelband zu führen.

Das war allerdings nicht immer so gewesen. Wie die Sinn Fein in Irland, die Nationalpartei in Südafrika und natürlich die NSDAP zeigten, gab es einmal Zeiten, in denen es systemoppositionellen Parteien möglich war, mittels Abstimmungen oder Wahlen an die tatsächliche Macht zu kommen. Damals war eben das Parteiensystem noch nicht so verfestigt, waren die "etablierten Parteien" noch nicht mit dem Staatswesen als solchem so gut wie identisch. Heute freilich würde eine Abwahl der bezeichnenderweise als "staatstragend" klassifizierten Parteien notwendig das Ende der politischen Organisationsform Partei zur Folge haben.

Ein Ersatz der "demokratischen" Parteien durch "nationale" Parteien hierzulande ist genauso abwegig wie die Vorstellung westeuropäischer Sozialdemokraten, der stalinistische Kommunismus werde durch eine Art von "demokratischem" Kommunismus, dem sogenannten Sozialismus mit menschlichem Antlitz ersetzt. Denkste! Die Menschen im ehemaligen Ostblock haben jede Version von Sozialismus gründlich satt. Genauso wie sich dort niemand unter dem Begriff "Sozialismus" etwas Gutes vorstellen kann, wird man nach der Revolution in unseren Breiten mit dem Wort "Partei" nicht die geringste positive Assoziation verbinden.

An dieser Stelle sei noch eine kleine Erläuterung gestattet. Es gibt aber doch ausdrücklich so etwas wie Oppositionsparteien, die, wie es doch ihr Name schon ausdrückt, in Opposition zur Macht stehen, aber doch nicht die Macht selbst ausüben. So steht es im Sozialkundebuch der 9. Klasse, was Beweis genug sein dürfte, daß das präzise Gegenteil der Wahrheit am nächsten kommt. Jede unserer famosen Volksparteien plus ihren kleineren Mehrheitsbeschaffern ist ständig irgendwo an der Macht, während sie anderenorts in Opposition steht. Das ist und bleibt die beste und ständig praktizierte Voraussetzung dafür, daß so berühmte Wahrheiten wie "eine Hand wäscht die andere", "eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus", "die Gemeinsamkeit der Demokraten", "Pack schlägt sich, Packt verträgt sich" nie aus der Mode kommen. Es gibt keine relevanten Oppositionsparteien in der BRD. Alle nennenswerten Parteien sind automatisch Teil der herrschenden Klasse, Teilhaber an der realen Machtausübung; dies gilt selbst dann, wenn man Parteien mit entgegengesetzten Ansprüchen lancierte. Wie schnell die "Grünen" auf der Regierungsbank saßen, weiß wohl jeder, und daß die REP diesen Moment kaum erwarten können, ist sicherlich keine böswillige Unterstellung.

Selbst die ständig schikanierten, verfolgten, "extremistischen" Kleinparteien sind objektiv Stützen der staatlichen Macht, sogar dann, wenn sie subjektiv glaubwürdig solches heftig bestreiten. Von Spitzeln aller Art verseucht, durch ihr verheerendes, veröffentlichtes Erscheinungsbild magnetische Anziehungspunkte für Verrückte aller Rassen und Klassen, spielen sie mehr oder weniger brav ihre Rolle als dunkelbraune Buhmänner der Nation, von denen sich die "demokratischen Parteien" umso strahlender abheben. Innerhalb der "Extremistenpartei" ist dabei eine Minderheit von psychisch Normalgebliebenen weitgehend damit beschäftigt, den Sozialtherapeuten für die große Anzahl systemgeschädigter, verhaltensgestörter "Parteifreunde" zu spielen. Bleibt, nachdem man die Fehlleistungen der Letztgenannten ausbügelte, noch etwas Freiraum, so "nutzt" man diesen zur pfleglichen Behandlung einer unsinnig und überdimensional aufgeblähten Bürokratie. Andererseits führt die ständige Verbotsdrohung, die permanente Angst vor Kriminalisierung dazu, daß hausgemachte Denksperren und Selbstzensuren die Analyse und konsequente Therapie einmal erkannter Mißstände regelmäßig verhindern. Statt das System selbst in Frage zu stellen, bleibt man häufig bei querulatorisch anmutender Besserwisserei ("das forderten wir schon in den sechziger Jahren; aber es hört ja niemand auf uns ...") stehen. Fassen wir kurz zusammen, so können wir festhalten: Jede Partei ist automatisch Teil der herrschenden Klasse oder arbeitet dieser wenigstens indirekt zu. Diese Erkenntnis kann freilich nur den überraschen, der immer noch nicht kapiert hat, daß wir in einer Parteiendemokratie leben und eine solche ohne Parteien ein Ding der Unmöglichkeit wäre.

Wie funktioniert denn nun der Transmissionsriemen "politische Partei" genau? Es gibt zwei Hauptfunktionen, die die Parteien der herrschenden Klasse so lieb und teuer (letzteres im wahrsten Sinne des Wortes) machen. Einmal sind sie harmlose Spielwiesen für politisch interessierte Zeitgenossen, die alleingelassen vielleicht auf dumme Gedanken kommen würden. Zweitens dienen sie dazu, den Prozeß der Meinungsbildung von oben nach unten zu steuern, um somit zu garantieren, daß eventuell aufkommende dumme Gedanken sich nicht verbreiten können bzw schnell abgewürgt werden.

Die Partei als Beschäftigungstherapie für "Gschaftlhuber", Idealisten und Phantasten

Menschen, die in Parteien eintreten, haben die unterschiedlichsten Motive. Neben materialistischen Erwägungen, die uns hier nicht interessieren, gibt (inzwischen sollte es besser heißen "gab", denn kein idealistisch veranlagter Mensch, der noch halbwegs seine fünf Sinne beieinander hat, wird heute Mitglied einer Partei, wenn er etwas anderes als seinen Geldbeutel bewegen will) es auch sympathischere Gründe, um sich in einer Partei zu organisieren: Einer will erkannte Mißstände beseitigen, andere wollen dem erklärten Feind nicht kampflos das Feld überlassen, der dritte hält sich für kompetenter als den Trottel, der ein Amt bekleidet, das nicht nur eine Nummer zu groß für ihn ist usw. Es ist also eine Mischung aus Idealismus, Interesse an den öffentlichen Dingen, Bürger über bestehende Verhältnisse und amtierende Personen, die früher einmal die bundesdeutschen Menschen scharenweise in die Parteien trieb. Präziser formuliert, der seinerzeit vielbeschworene "mündige Bürger" hatte ganz offensichtlich überschüssige Energien, gute Nerven und eine Menge Herz. Das alles wollte er nutzbringend, also parteilich organisiert, anlegen. Um seinem zunächst idealistisch motivierten Ziel näherzukommen, hatte das reformwütige Neumitglied über Jahre hinweg gerackert, versucht, vom Orts- und Kreisverband aufwärts, Mehrheiten zu bekommen, Denkschriften verfaßt, Informationsabende durchgeführt, sich vielleicht ab und zu sogar unters gemeine Volk gewagt. Diese Aktivitäten wurden so lange weitergeführt, bis man entweder resignierend den Rückzug ins Private antrat, oder aber durch die Übernahme lukrativer Posten in Partei oder Staat weggelobt und korrumpiert die einst so lautstark vertretenen Ideale sehr in den Hintergrund traten, um es noch freundlich auszudrücken. An all dem gewinnt das politische System der BRD. Politisch interessierte bzw engagierte Bundesbürger können sich auf diese Weise so lange austoben, bis sie resignieren und für den Rest ihres Lebens von Politik und allem, was mit dieser zusammenhängt, nichts mehr wissen wollen.

Die anderen freilich, denen die Erkenntnis, daß nur der, wer früh den Buckel krumm macht, Parteikarriere macht, längst in Fleisch und Blut übergegangen war, wurden zu wichtigen, weil kritiklosen und jederzeit erpressbaren Stützen der unter der Abkürzung FDGO bekannten Staats- und Gesellschaftsordnung der BRD.

Aber auch in anderer Weise dienen die etablierten, angeblich demokratischen Parteien der Stabilisierung des real existierenden Herrschaftssystems des besten aller deutschen Staaten. Über eine Heerschar sowohl haupt- als auch ehrenamtlich tätiger Parteisoldaten kann in präziser Umkehrung der Theorie dem gemeinen Volk die jeweilig aktuelle Politik der Parteispitzen "erläutert" werden. Diese Erläuterung erfolgt über parteinahe Journalisten in allen Massenmedien und Parteilobbyisten in den Verbänden oder den von öffentlichen Geldern abhängigen Angestellten im öffentlichen Dienst (z.B. Lehrer oder Staatsanwälte) bis hinab zu Gemeinderäten oder den Parteienvertretern in noch den kleinsten und unwichtigsten Vereinen vor Ort. Da all diese Personen in irgendeiner Weise von den Parteien bzw dem von diesen längst zur Beute erklärten Staat abhängig geworden sind oder zumindest abhängig geworden zu sein sich einbilden, werden sie stets versuchen, die Wünsche und Absichten ihrer Brötchengeber so genau wie möglich zu erkennen und in die Realität umzusetzen. Willig reiht man sich so in Kampagnen gegen "Ausländerfeindlichkeit und Rassismus" oder für "die notwendige Ersetzung der DM durch den ECU" ein, obwohl man unter vier Augen nicht genug gegen Asylschwindler schimpfen kann oder Sinn und Zweck der DM-Zerschlagung heftig bezweifelt wird. Statt aber Mut und Zivilcourage zu zeigen, mit der man selbst heute noch durchkommen kann, entledigt man sich seiner Würde als Mensch und heult mit den Wölfen, um wenigstens ein paar Krümel aus dem Topf "Selbstbedienungsladen BRD" abzubekommen. Die Herrschenden wiederum können sich noch immer sicher sein, daß die Mehrheit ihnen gehorchen wird - murrend zwar, aber doch ohne größeres Gezeter. Aus Überzeugungstätern werden so Untertanen, die nicht aufgrund eigener Einsicht und unter Bewahrung der Würde, sondern aus Angst, Opportunismus und Korrumpierbarkeit so wie eben beschrieben handeln. Was in Zeiten NOCH relativer gesellschaftlicher Ruhe die Stabilität des herrschenden Systems zu beweisen scheint, ist der sicherste Hinweis darauf, daß das Politsystem  la BRD auch in dessen um die frühere Zone erweiterter Form bei einer länger andauernden schweren Krise urplötzlich wie ein Kartenhaus zusammenbrechen wird. Kein Mensch dieser Welt, nicht einmal der deutsche Bananenbürger, kämpft oder stirbt für etwas, das er nicht in seinem Herzen trägt. Nichts an dieser BRD wird staatstragend genug sein, um diesen momentan vor sich hin wurstelnden Staat durch die kommenden heftig bewegten Zeiten weitgehend unbeschädigt durchzutragen. Beispielsweise operiert die herrschende Klasse mit Geisterarmeen, wenn sie im Ernst glaubt, sich im Notfall auf die Parteimitglieder verlassen zu können. Demselben Irrtum unterlag bereits die SED-Führung, der mit beginnender Staatskrise die Mitglieder in atemberaubender Geschwindigkeit davonliefen. Selbst für den ziemlich unwahrscheinlichen Fall, daß keine grundsätzliche Systemveränderung erfolgen wird, wird der nach der kommenden Krise existierende deutsche Staat sehr wenig mit der heute real existierenden BRD zu tun haben. Weniger als nichts bewirken und auf niemanden Eindruck machen werden dabei solch lächerliche Staatsdemos, wie man sie im Herbst 1992 in Berlin durchführte. Schon die verblichene SED-Clique organisierte dergleichen befohlene Kundgebungen selbst noch dann, als ihr Sturz schon begonnen hatte. Im Gegenteil, solche Erscheinungen, daß nämlich die Regierung gegen angebliche Mißstände nur noch protestieren kann, statt diese im Rahmen staatlichen Handelns abzuschaffen, kann man nur noch als peinlichste Eingeständnisse eigener Ohnmacht einordnen. Daß in Berlin die Parteien bzw die obersten Vertreter eben dieser Parteien vorneweg und für alle sichtbar mitlatschten, ist mehr als alles andere der schlagende Beweis dafür, daß die Parteien nur mehr mit Mühe die Macht zu erhalten suchen, von Eroberung oder Neulegitimierung dieser Macht ganz zu schweigen.

Von der Machteroberung zur Ohnmacht

Die bisher erfolgte Beschreibung des real existierenden Parteienunwesens in der BRD, die, wie z.B. die Scheuch-Studie zeigt, keineswegs "eine gehässige Verleumdung seitens einiger unverbesserlicher Extremisten" ist, wie sich die diesen Text "auswertenden" VS-Spitzel beruhigen könnten, macht wohl hinreichend klar, daß die Parteien gegen Ende des 20. Jahrhunderts sicherlich zu allem möglichen, nur nicht zur Eroberung der politischen Macht fähig sind. Wer aber nicht mehr zum Angriff in der Lage ist, wer immer defensiver agiert und denkt, der steht nicht mehr an der Spitze der historischen Entwicklung, sondern deckt den mehr oder weniger geordneten Rückzug aus derselben.

Die politisch relevanten Prozesse der letzten ca. zwei Jahrzehnte verliefen stets ohne, fast immer sogar gegen Parteiinteressen. So entstanden die vielbeschworenen "neuen sozialen Bewegungen" (z.B. Umweltschutz- oder Friedensbewegung) nach dem Tod oder Niedergang der in Parteiform organisierten extremen Linken (K-Gruppen, DKP/SDAJ) und gegen den erklärten Willen der etablierten Parteien. Daß danach eigentlich fast wider Willen die ursprünglich als "Nichtpartei-Partei" geplante grüne Partei entstand, stützt unsere These eindrucksvoll. Zunächst sind die Grünen ein Ergebnis, nicht der Auslöser obiger Bewegungen, zudem wollten und mußten deren Wortführer das im Laufe der Zeit erworbene Terrain absichern, wobei einem trotz entgegengesetzter Sprüche nur die Organisationsform Partei einfiel. Entsprechende Denkblockaden kennt man schon seit langem im parteipolitisch desorganisierten nationalen Lager.

Gänzlich ohne jede Form von Parteibildung verliefen die Demokratie- und Nationalbewegungen im ehemaligen Ostblock. Die damals allein existierenden Parteien, die eng mit dem Staatsapparat verfilzten KPs, waren sogar der erklärte Feind. Nachdem Bürger, Demokraten und Nationalisten die Kommunisten verjagt, den Staatsapparat übernommen hatten, begann man ernsthaft, neue Parteien aufzubauen, um die soeben erworbene Macht zu konsolidieren, sie gegen alte Kommunisten und neue revolutionäre Nationalisten sowie religiöse Traditionalisten und Fundamentalisten zu verteidigen. Dabei ging der Aufbau neuer Parteien keineswegs reibungslos vor sich, in keinem Punkt entsprach er der Theorie der Sozial- und Gesellschaftskundebücher. Statt der Konzentration auf einige feste, weltanschaulich oder klassenspezifisch ausgerichtete Parteien, erfolgte eine geradezu abenteuerliche Zersplitterung der neuen Parteien, die trotz weitgehender ideologischer und programmatischer Übereinstimmungen keine gemeinsame Organisierung dieser gemeinsamen Interessen zulassen. Hinzu tritt eine enorme Mitgliederschwäche (Offensichtlich tritt man nur dann in eine Partei ein, wenn man als Gegenleistung einen Posten zugesichert bekommt. Keiner tritt einer Partei aus Idealismus bei oder um diese ostentativ zu unterstützen). Auch die grüne Partei oder das Bündnis '90 sind gerade in der ehemaligen Ostzone höchst mitgliederschwach. Das freilich bedeutet nichts anderes als: die Parteien sind im Volk nicht verankert, sie geben keinerlei real existierende Stimmungen wider, sie sind nur dazu da, um den in der Partei versammelten Personen den praktischen Machterhalt zu erleichtern. Sobald eine "Partei" diese Prämisse nicht erfüllt, gründen an den Rand gedrängte Funktionäre flugs eine neue "Partei".

Von der Parteien- zur Systemkrise

Noch einige andere Erscheinungen deuten das Ende des Parteienzeitalters an. Das Ansehen der Parteien ist mittlerweile so schlecht geworden, daß nicht nur "böse Extremisten", sondern Hinz und Kunz Parallelen zu mafiaartigen Strukturen ausmachen. Immer mehr anständige, honorige und seriöse Personen verweigern sich der Mitgliedschaft. Selbiges gilt in fast noch stärkerem Maße für die Jugend; in diesen Kreisen gilt ein Engagement in einer Partei fast schon als kurios und skurril. Für Posten, wo nichts oder wenig zu verdienen ist (Vorstandsmitglied des Ortsverbandes oder Mitglied im Kreistag), findet sich immer schwerer die nötige Anzahl von qualifizierten Leuten. Das erweist sich als eine weitere Parallele zu den Verhältnissen im "ersten antifaschistischen Staat auf deutschem Boden" gegen Ende der siebziger Jahre. Seinerzeit begannen die Schwierigkeiten der SED, auch nur nennenswert freiwillig engagierte Neumitglieder zu gewinnen. Allenthalben gehen die Mitgliederzahlen der Parteien zurück, die Ausdehnung der Westparteien auf die Zone kann getrost als gescheitert angesehen werden. In der Zone geht es den Großparteien nicht anderes als den Grünen oder den nationalen Parteien im Westen: es fehlt die organisierte Basis. Nach den bezahlten Postenbesitzern kommt nicht mehr viel; es besteht ein krasses Mißverhältnis zwischen der Zahl der Wähler und der Mitglieder. CDU und F.D.P. konnten zwar eine eindrucksvolle Anzahl von Mitgliedern ehemaliger Blockflötenparteien übernehmen - der SPD gelang nicht einmal dies angesichts ihres Zusammengehens mit der KPD zur SED -, doch diese Leute sind nicht an Parteiarbeit im eigentlichen Sinne interessiert, sondern betrachten ihre Parteimitgliedschaft als Schutz vor politischer Verfolgung aufgrund ihrer Aktivitäten in der ehemaligen DDR. Es mag deshalb kaum verwundern, daß seitens der neuen Machthaber in den "neuen Bundesländern" immer wieder das voreilig verhängte Aufnahmeverbot für ehemalige SED-Mitglieder kritisiert wird. Man hofft halt, daß aus einstmals strammen Genossinne und Genossen genauso stramme, vor allem aber stromlinienförmige Parteiaktivisten werden. Während einerseits die Glaubwürdigkeit und das Ansehen der etablierten Parteien rapide verfallen, entstehen überall Protestparteien und Parteien, die am rechten oder am links-anarchistischen Rand angesiedelt sind, beginnen, ihr Sektendasein zu verlassen und zu relevanten politischen Größen zu werden. Die damit einhergehende, teilweise schon dramatisch zu nennende Parteienzersplitterung, zu der noch ein scheinbar unaufhaltsamer Rückgang der Wahlbeteiligung tritt, führt zu einer wachsenden Erosion der Macht. Klare Entscheidungen, Problemlösungen, die diesen Namen auch verdienen, werden zu Raritäten. Diese Defizite, die selbst bei prinzipiell Gutmeinenden den Eindruck hinterlassen, die Parteien und ihre Repräsentanten seien nicht nur unfähig, sondern eigentlich überflüssig, treffen die als "Parteiendemokratien" firmierenden Staaten der entwickelten Welt tief ins Mark.

Längst werden nicht mehr nur Symptome und Auswüchse kritisiert, schon hört man allenthalben grundsätzliche Kritik. Die immer krasser erkennbaren Mängel, die Furcht, das gegenwärtige System sei nicht krisenfest, wenn die Krise heftiger und länger ausfallen sollte, als es sich Kohl und Kinkel jemals erträumten, dies alles beginnt, sich in einer Systemkritik zu äußern. Man redet davon, den Parteien die Macht zu beschneiden, indem man diese darauf hinweisen solle, die Parteien hätten nur die Aufgabe der "Mitwirkung" am, nicht die der "Alleinbestimmung" des politischen Geschehens. Mit anderen Worten, man wolle hier ein Reförmchen und da ein anderes in der stillen Hoffnung, das System als solches weitgehend unverändert lassen zu können.

All diese Erscheinungen, von denen die Parteienkrise nur eine der auffälligsten ist, lassen nur den einen Schluß zu: die im Rahmen der "westlichen Wertegemeinschaft" verfaßten Staaten beginnen, mit ihrem Latein immer mehr am Ende zu sein. Der eitle Wahn, End- und Höhepunkt der gesellschaftlichen Entwicklung auf diesem Planeten zu sein, "das Ende der Geschichte" erreicht zu haben, beginnt zu zerbröseln. Wo in einem alten System die Selbstzweifel zu spriesen beginnen, wo die real existierenden Machtstrukturen sichtbare Risse zeigen, wo sich Regierung und "offizielle" Opposition immer ähnlicher werden, wo brennende Probleme nur mehr diskutiert werden, weil niemand mehr genügend Macht und Mut besitzt, diese zu lösen, wo die Verteilungskämpfe an Schärfe zunehmen, wo man mittels Reförmchen "Schlimmeres aufhalten" will, wo immer mehr Menschen Angst vor der Zukunft bekommen, wo endlich immer mehr Menschen sich begründet als Opfer von Unrecht und Willkür sehen, da werden die Keime für ein neues System gelegt, das kein Abklatsch des alten sein wird, sondern über dieses hinauszeigend und es überwindend einen Blick in die Zukunft gestattet. Je stärker dabei die Vertreter des alten Systems in Panik geraten, dabei immer mehr Fehler machen und die Repressionsschraube anziehen, desto gewisser wird ihr Untergang sein. Und wer jetzt versuchen sollte, durch Zwang und Terror den Gang der Geschichte aufzuhalten, wird diese Illusion später bitter und teuer zu bezahlen haben.

Von der Volksspaltung zum Kampf aller gegen alle

Aber es ist nicht nur die immer mehr entartende Form des bundesrepublikanischen Parteiensystems, sondern es ist die Erscheinung "Partei" als solche, die unsere Kritik und Ablehnung herausfordert. Die Partei, auf deutsch der Teil, spaltet nicht nur ein Volk in verschiedene Teile, die von winzigen Cliquen in quasi diktatorischer Anmaßung beherrscht werden, sondern sie kann auch nur immer einen Teil der Wirklichkeit widerspiegeln. Die beschränkte Einsicht und Erkenntnis einer winzigen Gruppe von Menschen, die das Ganze unter bewußt subjektiven und egoistischen Blickwinkeln (z.B. die Klassenpartei, die Interessenpartei, die Regionalpartei, die ideologisch fixierte Partei usw.) betrachtet, ist notwendig - selbst beim besten Willen in der Welt - dem Ganzen alles andere als zuträglich. Parteienherrschaft bedeutet, daß man Teilinteressen höher ansetzt als das Ganze. Eine auf den Parteienkonsens sich stützende Regierung meint lediglich, daß verschiedene Teilinteressen gebündelt werden in der Absicht, bestimmten Gruppen des Volkes, gewissen Regionen oder Landschaften, der einen oder anderen Stadt, Berufsgruppe oder ähnlichem auf Kosten des Ganzen Privilegien besonders effektiv zu erarbeiten.

Parteien schließlich bedingen wegen der durch sie verursachten steigenden Komplexität politischer Prozesse die dieser Aufgabe gewachsenen Spezialisten, die Berufspolitiker. Während frühere Eliten in einem langen Reifeprozeß sich aus dem Ganzen, dem Volk herausentwickelten, repräsentieren die auf reine Machtausübung und -vermittlung spezialisierten Berufspolitiker das gerade Gegenteil. Die Parteipolitiker von heute sind dann erfolgreich, wenn sie möglichst geschickt und skrupellos die Interessen privilegierter Teile (Lobbys) des Volkes auf Kosten der Gesamtheit vertreten. Das Ergebnis sind Verteilungskämpfe ohne Ende und voller Verbissenheit. Die gleichzeitige Atomisierung der Gesellschaft, die Entsolidarisierung der Menschen endet da, wo allein noch das Recht des Starken gilt. Zusammengefaßt bleibt festzuhalten: die Parteienherrschaft führt über die Volksspaltung letztlich zur völligen Auflösung der Volksgemeinschaft und zum erbarmungslosen Kampf aller gegen alle, zur sprichwörtlichen Hölle auf Erden.

Dienen statt verdienen - die Neue Elite

Im "Thesenentwurf Autorität und Selbstbestimmung" der Organisation "Sache des Volkes" (SdV) heißt es unter anderem: "... jede Form der Herrschaft hat eine Art der Auslese, der Elitebildung, der Entwicklung von Hierarchien notwendig zur Folge ... Entscheidend ist die Frage, WIE diese Auslese erfolgt, wer wo in der Hierarchie seinen Platz hat, wie man die Sehnsucht nach Autorität und Autonomie (Selbstbestimmung) unter einen Hut zu bringen vermag." Wenn es der sich im verfallenden alten System heranbildenden Neuen Elite gelingt, sich unter dem Leitspruch "Dem Volke und Deutschland dienen statt an diesen zu verdienen" sammelnd diesen hohen Anspruch bereits im alltäglichen Mikrokosmos zu leben, dann wird nicht nur das Parteienzeitalter überwunden, sondern auch die auf reinstem, primitivstem Materialismus basierende "westliche Wertegemeinschaft". Wie dieser revolutionäre Weg, der auch nach altem indogermanischem Gesetz "der Weg des Kriegers oder des Weisen" genannt wird, aussehen könnte, das wurde in früheren Ausgaben bereits diskutiert (vgl. u.a. den Beitrag „Schaft national Befreite Zonen“) und wird hier nicht weiter ausgeführt.